Wie verlade ich ein Pferd richtig?

Mindestens einmal im Leben muss ein Pferd den Transport im Anhänger antreten, beispielsweise um zum Tierarzt, dem neuen Stall, zu einem Kurs oder Turnier gefahren zu werden. Dafür muss es sich problemlos verladen lassen. Doch für viele Pferde und ihre Besitzer ist das Verladen ein Graus und nicht selten kann es mitunter Stunden dauern und viele Nerven kosten, bis das Pferd endlich im Anhänger steht. Durch routiniertes Training und ein paar Grundregeln kann das Verladen des Pferdes allerdings eine entspannte Angelegenheit werden.

Verladetraining mit Pferd

Pferde sicher transportieren – den Pferdeanhänger vorbereiten

Bevor das Pferd zum Verladen geholt wird, solltest du den Hänger vorbereiten bzw. dir ein paar wichtige Fragen stellen: Darf das Zugfahrzeug den Pferdeanhänger überhaupt ziehen? Haben die Reifen des Hängers ausreichend Profil und Luftdruck? Ist der Anhängerboden stabil? Lässt sich die Anhängerklappe korrekt schließen? Sind alle Lichter funktionstüchtig?

Wenn du alle Fragen mit Ja beantworten konntest, geht es ans Anhängen. Stelle nach dem Anhängen sicher, dass das Abreißseil in eine separate Öse oder Lasche am Fahrzeug eingehängt ist. Ist diese nicht vorhanden, ist es in Deutschland erlaubt, das Seil über die Anhängerkupplung zu streifen. In anderen Ländern, wie Niederlande, Österreich oder der Schweiz muss der Anhänger mit Stahlseil oder Kette am Fahrzeug befestigt werden. Beachte diese Regelung, wenn du vorhast, mit deinem Pferd über die Ländergrenzen hinauszufahren.

Pferdehänger mit geöffneter Rampe

Zum Beladen des Pferdes stelle den Anhänger auf ebenem Untergrund ab, sodass die Klappe nach dem Öffnen nicht kippelt. Den Anhänger an eine Wand als seitliche Begrenzung abzustellen, ist bei ausweichenden Pferden von Vorteil.

Bei geöffneter Hängerklappe dürfen die Winkelhebel nicht unter der Rampe hervorschauen, da sonst das Pferd beim Beladen darauftreten und sich verletzen kann. Lege sie also komplett um.

Laut Viehverkehrsordnung ist beim Transport eines Nutztieres wie dem Pferd Einstreu im Anhänger Pflicht. Nutze Stroh oder Späne, damit der Boden zum einen weniger rutschig ist und zum anderen kein Urin oder Mist auf die Straße ausläuft.

Zur Beschäftigung des Pferdes hänge ein Heunetz ein. Das Heunetz darf nicht zu tief hängen, damit das Pferd nicht mit den Hufen darin hängen bleiben oder sich selbst aufhängen kann.

Des Weiteren ist eine Hängerkamera empfehlenswert, damit du dein Pferd während der gesamten Fahrt im Blick hast.

Um dem Pferd die Angst vor beengtem Raum zu nehmen, öffne die vordere Tür oder den Vorderausstieg, die du vor der Abfahrt wieder schließt. Durch das Mehr an Licht wirkt der Anhänger offener und einladender. Außerdem kannst du die Trennwand hinten heraushebeln und schrägstellen, um dem Pferd mehr Platz für den Einstieg zu geben. Insbesondere junge, unerfahrene Pferde begrüßen das sehr.

Hängerkamera

Zum Schluss benötigst du nur noch einen Helfer, der dir bei einem ausweichenden Pferd die Seite begrenzt und, nachdem das Pferd ruhig im Anhänger steht, die hintere Begrenzungsstange verschließt und sichert.

Wie kann man das Pferd auf das Verladen vorbereiten?

Sicherheit geht beim Pferdetransport vor. Für das Fluchttier Pferd kann die Reise in einem Anhänger Stress bedeuten – nicht nur psychischen Stress. Denn eine kurvenreiche Strecke, ein Stau mit vielem Bremsen und erneutem Anfahren bringen das Pferd dazu, sich immer wieder auszubalancieren. Das Pferd wird nicht während der gesamten Fahrt seine Beine an Ort und Stelle halten, sondern hin- und hertreten.

Transportgamaschen

Um Verletzungen zu vermeiden, liefern gut gepolsterte Transportgamaschen ausreichend Schutz der empfindlichen Sehnen und Bänder. Sie reichen vom Karpal- bzw. Sprunggelenk bis zum Boden und decken damit die Fesselbeuge und den Ballen ab. Transportgamaschen geben dem Pferd anfangs ein eigenartiges Tragegefühl; um transportunerfahrene Pferde nicht noch mehr zu irritieren, kann für sie anfangs auf Hartschalengamaschen und Springglocken zurückgegriffen werden.

Ziehe dem Pferd ein stabiles, abgepolstertes Halfter an. Auf gar keinen Fall darf eine Trense, ein Halfter mit Führkette oder Steiggebiss oder ein Knotenhalfter verwendet werden! Diese können entweder zu stark einschnüren oder die Laden des Pferdes verletzen. Zum Führen und Anbinden im Anhänger darf ein Strick oder Kette ausschließlich mit Panikhaken verwendet werden.

Zum Austarieren nutzt das Pferd die hintere Begrenzungsstange als Stütze. Dabei besteht die Gefahr, dass sich das Pferd die Schweifrübe sogar blutig reibt. Lege ihm daher einen Schweifschoner an, der allerdings nicht zu fest bandagiert wird, damit sich kein Blutstau bildet. Wer auf das Turnier fährt und den Schweif des Pferdes vorher gereinigt hat, kann diesen einflechten, damit er während der Fahrt nicht erneut verschmutzt.

Pferd mit Halfter

Zum Schluss bietet es sich an, dem Pferd eine Abschwitzdecke aufzulegen, damit es vor Zugluft geschützt ist. Bei großer Hitze reicht eine Fliegendecke aus.

Das Pferd richtig verladen

Damit das Pferd nicht zu beiden Seiten der Rampe ausweichen kann, empfiehlt es sich, den Anhänger an eine Wand oder andere, feste Begrenzung zu stellen. Alternativ nimm ein bis zwei Helfer an die Seite, die die Rampe optisch begrenzen. Wenn du nur ein Pferd im Anhänger transportieren willst, verlade es am besten auf der linken Seite des Hängers. Grund ist, dass die Straßen in Deutschland meist nach rechts geneigt sind und das Gespann besser in der Waage gehalten wird, wenn das Gewicht des Pferdes auf der linken Seite steht.

Hebe vor dem Verladen die Trennwand hinten heraus und stelle sie schräg, damit das Pferd mehr Platz zum Eintreten hat.

Pferd wird verladen

Nun gibt es drei Varianten des Verladens:

  • der Mensch geht vor dem Pferd her
  • der Mensch geht auf der anderen Seite der Trennwand neben dem Pferd her
  • der Mensch bleibt draußen neben dem Hänger stehen und das Pferd läuft allein hinein

Die letzte Variante eignet sich besonders für hängererfahrene und routinierte Pferde. In diesem Ratgeber konzentrieren wir uns auf Variante eins: der Mensch geleitet das Pferd in den Anhänger. Dabei sollte der Mensch als gutes Beispiel vorangehen, ohne Angst und Zögern. Führe das Pferd an den Anhänger gerade heran und achte darauf, dass es nicht zur Seite hin ausweicht oder seine Aufmerksamkeit vom Hänger ablenkt.

Zögert das Pferd und schnuppert stattdessen an der Rampe, gib ihm so viel Zeit, wie es braucht. Ermutige das Pferd erst dann zum nächsten Schritt, wenn es sich mit dem Hängerabschnitt vertraut gemacht hat. Lass sofort den Druck nach, sobald das Pferd den ersten Schritt getan hat. Werde niemals hektisch oder versuche nicht das Pferd schnellstmöglich in den Anhänger zu bekommen. Das verunsichert das Pferd, setzt es zu stark unter Druck und baut damit das Misstrauen gegenüber dem Pferdeanhänger noch weiter auf.

Dass ein Pferd in den Anhänger geht, ist ein großer Vertrauensbeweis des Pferdes gegenüber dem Menschen. Ein Verladen des Pferdes unter Druck und Zeitmangel zerstört das Band des Vertrauens.

Weicht dein Pferd immer wieder neben der Rampe aus, kann es helfen die Seiten durch zwei Longen zu begrenzen. Schon allein die optische Umrandung kann Pferden Wunder wirken. Des Weiteren gibt es eine Verladehilfe, die das Pferd sanft in den Anhänger „zieht“. Dies ist kein Hilfsmittel, um das Pferd tatsächlich mit seinem vollen Gewicht in den Anhänger zu zerren. Jedoch kann auch hier die seitliche und hintere Begrenzung auf das Pferd sehr überzeugend wirken.

Pferd wird mit einer Verladehilfe in den Hänger geführt

Steht das Pferd ruhig und gelassen komplett im Anhänger, lobe es für seinen Mut. Schaffe eine Atmosphäre, in der sich das Pferd auch im beengten Raum des Anhängers wohlfühlt.

Sobald das Pferd komplett im Hänger steht, rückt der Helfer zügig aber ruhig die Trennwand zurück und schließt bzw. sichert die hintere Begrenzungsstange. Erst dann darf das Pferd angebunden werden.

Binde das Pferd erst an, wenn die hintere Stange geschlossen ist – ganz gleich, wie erfahren oder unerfahren dein Pferd mit Transporten ist. Ist die Stange noch geöffnet und sollte sich das Pferd erschrecken und nach hinten wegrennen, während es bereits angebunden ist, kann das zu schweren Verletzungen im Genickbereich kommen. Halte daher die Reihenfolge stets ein: erst Stange schließen, dann anbinden.

Achte beim Anbinden darauf, dass der Strick lang genug ist, damit sich das Pferd ausbalancieren kann. Der Strick darf jedoch nicht zu weit durchhängen, da ansonsten das Pferd darin hängen bleiben kann oder auf die Idee kommt, sich im engen Hänger umzudrehen.

Das Pferd richtig abladen

Halte auch beim Abladen des Pferdes eine genaue Reihenfolge ein, die konträr zum Beladen ist. Auf diese Weise gibst du dem Pferd Routine und Sicherheit und vermeiden Verletzungen:

  • Anhängerklappe öffnen
  • durch die vordere Tür an den Kopf des Pferdes treten
  • Pferd losbinden
  • ein Helfer öffnet die Begrenzungsstange
  • Pferd rückwärts die Rampe hinunter richten

Richte das Pferd langsam, kontrolliert und gerade rückwärts und wende es erst um, wenn die Vorderbeine die Rampe verlassen haben. Viele Pferde wollen sich so schnell wie möglich umdrehen, um ihre Umgebung zu inspizieren. Dabei können sie allerdings von der Rampe abrutschen und sich tiefe Schnittverletzungen an den Beinen zuziehen. Lass deinen Helfer daher die Seite begrenzen und das Pferd vorsichtig daran erinnern, die Rampe gerade zu verlassen.

10 Tipps für das Verladen junger Pferde

1. Schaffe ein entspanntes, vertrautes Umfeld

Der Transport ist für das Pferd eine Stresssituation, da es nicht zu seinem natürlichen Verhaltensweisen gehört, sich als Fluchttier in einen beengten Raum zu begeben, in dem es sich nicht umdrehen kann und keine Rundumsicht hat. Zusätzlich setzt sich alles noch in Bewegung. Um deinem unerfahrenen Jungpferd die Angst und den Stress zu nehmen, beginne das Verladetraining am besten an einem ruhigen Ort in einer vertrauten Umgebung. Vermeide die hoch frequentierten Plätze im Stall. Plane das Verladetraining gut vor, damit du eine Vorgabe hast, an der du dich entlanghangeln kannst. Damit nimmst du Druck aus der Situation und strahlst mehr Entspannung aus, die sich auf dein Pferd überträgt.

Mädchen legt ihren Kopf auf den Kopf eines Isländers

2. Durch Übung Routine schaffen

Übe das Verladen deines unerfahrenen Pferdes 2 bis 3 mal in der Woche, damit das Verladen zur Normalität wird. Kopple das Verladetraining am besten mit deiner üblichen Bodenarbeit, damit du dem Pferd vermittelst, dass der Anhänger nichts Außergewöhnliches ist.

Als vorbereitende Übung auf das Verladen empfiehlt es sich, Führtraining mit Rückwärtsrichten in die Bodenarbeit einzubauen. Lässt sich das Pferd vom Menschen gut führen und rückwärtsrichten, verläuft dieselbe Übung am, im und aus dem Anhänger schneller und stressfreier.

3. Beginne das Verladen oder Verladetraining ohne Zeitdruck

Pferd schaut aus einem Hänger raus

Innerer (Zeit-)Druck baut einen äußeren Druck auf, der das Pferd verschrecken kann. Pferde sind sehr sensibel für Stimmungen des Menschen: Fühlt sich dieser gehetzt, überträgt sich das auf das Pferd und aus der eigentlich positiven Erfahrung wird schnell eine negative!

Gib deinem Pferd ausreichend Zeit, den Hänger „zu erleben“. Pferde lernen im Gegensatz zum Menschen ausschließlich über Erfahrung und Wiederholung. Daher ist nicht nur die Routine wichtig, sondern auch, dass du deinem Pferd die Zeit gibst, sich mit dem Anhänger aktiv selbst auseinanderzusetzen. Denn die innere Motivation macht einen großen Faktor im Lernverhalten des Pferdes aus. Setzt es sich selbst mit dem Anhänger auseinander und hat es Zeit, die Informationen zu verarbeiten, lernt es rasch, dass der Anhänger kein Feind ist, vor dem es die Flucht ergreifen muss.

4. Hol dir ein erfahrenes Pferd zur Unterstützung heran

Ein gelassenes, erfahrenes Pferd kann seine ruhige Ausstrahlung auch an das nervöse, transportunerfahrene Pferd weitergeben. Es kann entweder als Ruhepol neben dem Anhänger stehen oder in den Hänger vorausgehen. Die zweite Variante könnte sich jedoch am Ausladeziel schwierig gestalten, wenn beide Pferde zum Beispiel auf dem Turnier voneinander getrennt werden und sich dadurch unentwegt zurufen. Wäge also vorher ab, ob eine Begleitung in Form eines Zweitpferdes sinnvoll ist.

5. Positioniere das Pferd zielgerichtet zum Anhänger

Dorthin, wohin das Pferd schaut, läuft es auch. Stelle sicher, dass das Pferd den Anhänger stets im Blick hat. Es muss ihn nicht während des gesamten Verladetrainings anschauen – hin und wieder braucht das Pferd eine Denkpause. Dennoch sollte seine Aufmerksamkeit nicht von anderen Dingen abgelenkt werden. Stellt sich das Pferd quer und weicht es zur Seite aus, korrigiere es sanft und frühzeitig zurück in eine gerade Position.

6. Teile den Hänger in Bereiche auf

Setze dir und deinem Pferd kleine Ziele, die ihr stückweise erreicht. Dafür bietet es sich an, den Hänger in die Bereiche „vor der Rampe“, „auf der Rampe“, „Hänger halb“ und „Hänger ganz“ zu unterteilen. Somit nimmst du viel Druck aus dem Verladetraining, weil die Zielerreichung absehbar ist. Gehe erst den nächsten Bereich an, wenn das Pferd im aktuellen Abschnitt ruhig und gelassen steht und seine Angst abgelegt hat.

7. Verbinde das Verladetraining mit der normalen Bodenarbeit

Stelle den Pferdeanhänger mit geöffneter Klappe in ihre gewöhnliche Trainingsumgebung (z.B. Reitplatz). Schicke das Pferd im Zirkel über die Rampe, ohne es verladen zu wollen. So führst du das Pferd behutsam an die ungewohnten Geräusche und Gefühle heran, die die Hufe auf der Anhängerrampe verursachen können. Mach diese Übung zur Routine.

Zeigt sich das Pferd anfangs schreckhaft und möchte es sogar über die Rampe springen, bleibe entspannt. Sei in dieser Stresssituationen der Ruhepol deines Pferdes. Auf diese Weise ist ein rasches Fortkommen im Verladetraining garantiert.

Ein Pferd wird durch Hütchen durchgeführt

8. Beende das Verladetraining mit etwas Positivem

Höre niemals mit dem Verladetraining auf, wenn das Pferd noch ängstlich und nervös ist, sondern beende die Übung erst, wenn es gelassen steht und sich nicht widersetzt. Damit setzt du positive Signale, die sich das Pferd in Erinnerung behält. Das bedeutet nicht, dass das Verladetraining erst dann beendet werden muss, wenn das Pferd komplett auf dem Anhänger steht. Solange die Erfahrung positiv war, kannst du die Übung jederzeit beenden.

9. Futterlob hilft bei futtermotivierten Pferden

Pferd bekommt Leckerlis als Lob

Das Verladen mit Futterlob zu üben, ist nicht für alle Pferde sinnvoll. Jedoch kann es bei Pferden, die in der Bodenarbeit ohnehin mit Leckerlis belohnt werden, eine große Stütze sein. Gib deinem futtermotivierten Pferd bei jedem Schritt in die richtige Richtung eine kleine Hand voll Futter. Dafür eignen sich am besten Müsli oder Hafer: Durch das krümelige Futter muss das Pferd länger an Ort und Stelle stehen, um es aus der Hand des Menschen zu sammeln. Ein handlicher Leckerli oder Karotten wären wie ein Schnellimbiss, der seine Wirkung, das Pferd auf der Rampe oder im Anhänger zu halten, verfehlt.

Verringere mit der Zeit die Häufigkeit der Futtergabe, bis du es deinem Pferd nur noch bei erfolgreichem Verladen einmal geben müssen.

10. Halte an einer genauen Reihenfolge fest

Pferde sind Gewohnheitstiere, die sich bestimmte Abläufe merken und sich innerhalb dieser Vorgaben wohl und sicher fühlen. Gewöhne das Pferd beim Verladen an eine feste Reihenfolge, damit es die Abläufe kennt und nicht durch etwas Unvorhergesehenes verunsichert wird.