Was sagt das Fell über den Gesundheitszustand deines Pferdes aus?
Die Haut ist, wie bei uns Menschen, auch das größte Organ des Pferdes. Ist die Haut intakt, ist in der Regel auch das Haarkleid gesund. Tatsächlich sind viele Fellveränderungen in den meisten Fällen auf Erkrankungen der Haut zurückzuführen, sie können jedoch auch innere Ursachen haben, wie z.B. Stoffwechselerkrankungen.
Was das Fell deines Pferdes dir über seinen Gesundheitszustand verrät und mit welchen einfachen Maßnahmen du die Fellgesundheit deines Pferdes sicherstellst, erfährst du im zweiten Teil unserer Serie.
Warum ist ein gesundes Fell für Pferde so wichtig?
Das Fell deines Pferdes stellt die äußerste „Schicht“ dar und erfüllt vielfältige Schutzfunktionen, u.a.:
- Schutz vor äußeren Einflüssen (Witterung, Insektenabwehr, Verletzungen, Sonneneinstrahlung)
- Tastsinn
- Thermoregulierung (durch Aufstellen der Haare kann das Pferd sich noch besser vor Kälte schützen)
- Fell & Haut als erste Barriere der Immunabwehr für Krankheitserreger oder Ungeziefer
In diesem Sinne sollte man nicht nur aus rein ästhetischen Gründen auf ein gepflegtes Fell Wert legen. Mit seinem gesunden Haarkleid kann sich dein Pferd erfolgreich selbst vor Erkrankungen und Parasiten schützen und es steigert sein Wohlbefinden und somit auch seine mentale Gesundheit.
Wie sieht gesundes Fell aus?
Glatt und seidig glänzend sollte das Fell deines Pferdes im Idealfall aussehen. Das Haarwachstum sollte gleichmäßig sein, keine kahlen Stellen aufweisen und frei von Schuppen sein. Das Langhaar sollte dicht sein und eine feste Haarstruktur aufweisen. Wenn dein Pferd überwiegend auf der Koppel oder im Offenstall gehalten wird, wirst du feststellen, dass dein Pferd unter Fell- und Körperpflege wohl etwas anderes versteht und sich lieber im Matsch und Sand wälzt. Das ist vollkommen in Ordnung und gehört zu einer artgerechten Haltung sogar dazu, denn die dadurch aufgetragene Schlammschicht bietet deinem Pferd nicht nur einen natürlichen Insekten- und Sonnenschutz, sondern sorgt auch dafür, dass es abgestorbene Hautzellen und Haare loswird – insbesondere in der Fellwechselzeit also ein wichtiger Bestandteil der Körperhygiene.
Was sagt der Zustand des Fells über den Gesundheitszustand meines Pferdes aus?
Stumpf und glanzlos, kahle Stellen, ungleichmäßiges Haarkleid, Schuppen oder blutige Scheuerstellen. Das Fell und damit zusammenhängend auch die Haut deines Pferdes können vielfältige Veränderungen aufweisen. Ebenso vielfältig können auch die Ursachen sein:
- Hauterkrankungen (Sommerekzem, Mauke, Hautpilze)
- Parasitenbefall (Haarlinge, Läuse)
- Wurmbefall
- Stoffwechselerkrankungen (Cushing)
- Nährstoffmängel
- schlecht sitzende Reitausrüstung
- Verhaltensauffälligkeiten durch zu viel Stress, zu wenig Beschäftigung etc. (Schweifscheuern)
Wie erkenne ich am Aussehen des Fells, was mein Pferd hat?
Es ist nicht immer leicht herauszufinden, weshalb dein Pferd Fellveränderungen aufweist. Hierbei können dir verschiedene Anhaltspunkte behilflich sein, z.B. das Aussehen, die betroffenen Stellen, weiterführende Symptome oder Verhaltensänderungen.
Wir haben eine Übersicht mit den häufigsten Fellveränderungen und den potenziellen Ursachen zusammengestellt.
Bitte beachte, dass diese Auflistung keine tierärztliche Beratung ersetzt und du im Zweifelsfall immer deinen Tierarzt hinzuziehen solltest.
Wie sieht das Fell aus? | Woran könnte es liegen? |
---|---|
stumpf, glanzlos, struppig | Mangelerscheinungen oder chronische Erkrankungen (insbesondere Niere und Leber) |
übermäßige Talgproduktion (klebrige / „staubige“ Hände nach dem Streicheln) | Hinweis auf Stoffwechsel- bzw. Nierenprobleme |
ungleichmäßiges Fellkleid, lockige Haarstruktur, übermäßiges Haarwachstum | Verdacht auf Cushing Syndrom |
schuppiges & krustiges Fell | Verdacht auf Milbenbefall, im Bereich der Fesselbeugen Verdacht auf Mauke |
kreisrunder Haarausfall | Verdacht auf Pilzbefall |
Scheuerstellen, insbesondere an Mähne und Schweifrübe | Verdacht auf Sommerekzem, Verhaltensstörungen |
Kahlgeschubberte Schweifrübe ohne weitere Ekzeme am Körper (siehe Sommerekzem) | Verdacht auf Wurmbefall |
Scheuerstellen im Bereich der Reitausrüstung | Schlechte Passform von Reitzubehör (insbesondere Sattel & Trense) |
Verdickte Hautstellen, warzenartige Hautveränderungen bis hin zu größeren Geschwulsten | Verdacht auf Equines Sarkoid |
„Hungerhaare“ (vereinzelt lange Haare, vor allem an der unteren Körperhälfte) | Stoffwechselentgleisung, Mangelerscheinungen, Entgiftung der Leber gestört |
Was kann ich für ein gesundes Haarkleid tun?
1. Passform der Reitausrüstung
Überprüfe stetig die Passform der Reitausrüstung. Beachte, dass du insbesondere die Passform des Sattels immer im Blick haben solltest, da sich der Körperbau deines Pferdes je nach Gesundheitszustand, Alter und Trainingspensum im stetigen Wandel befindet. Hier kann es dann schnell mal zu Scheuer- oder Druckstellen kommen, die im schlimmsten Falle sogar zu kahlen Stellen im Fell führen.
2. Adäquate Fellpflege
Das tierische Selbstverständnis von Fell- und Körperpflege weicht von unserer Definition weitestgehend ab. Ausgiebiges Wälzen und Schubbern gehört instinktiv dazu, fördert die Durchblutung der Haut und somit auch das gesunde Fellwachstum. Dein Pferd kann in Trainingspausen auch durchaus mal seine Schlammpackung „anbehalten“ (mit Ausnahme der Hufe – diese sollten täglich ausgekratzt und begutachtet werden, um Verletzungen oder Probleme frühzeitig zu erkennen). Vor dem Reiten solltest du es jedoch ausgiebig putzen, um ein Aufscheuern durch Schmutzpartikel an den Stellen, wo die Reitausrüstung aufliegt zu verhindern. Auch das intensive Grooming und eine ausgiebige Pferdewäsche vor einem Turnier und die Verwendung von Fellglanzsprays ist in Ordnung, solange man diese Mittel nicht tagtäglich anwendet.
Massagen sind gut für die Seele und für die Haut
Wenn du deinem Pferd mal etwas ganz Besonderes gönnen willst, wird es sich sicherlich über eine kleine Massageeinheit im Rahmen der Putzroutine freuen. Massagen fördern die Durchblutung der Haut und tragen somit auch zu einem gesunden Haarwachstum bei.
Wenn dein Pferd sich gerne ausgiebig schubbert, solltest du ihm ungefährliche Schubbermöglichkeiten in Form von Scheuer- und Massagestreifen zur Verfügung stellen.
wohltuende massage gefällig?
3. Artgerechte Haltung
Ob ein Pferd sich wohlfühlt und gesund ist, erkennt man auf den ersten Blick meist bereits an seinem glänzenden Fell. Für die Gesunderhaltung deines Vierbeiners ist somit eine artgerechte Haltung essenziell. Ausreichend Beschäftigung, eine stressarme Umgebung, Kontakt zu Artgenossen in einem harmonischen Herdenverband sowie Stallhygiene sind dabei die wichtigsten Stellschrauben.
4. Futter für gesundes Fell
Häufig sind es Nährstoffmängel, die das Fell stumpf werden lassen. Insbesondere in der Zeit des Fellwechsels verbraucht der Stoffwechsel deines Pferdes für die Bildung der nachwachsenden Haare mehr Ressourcen als gewöhnlich. Das kann den Nährstoffhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen. Zusatzfutter mit Zink, Kupfer, Selen, Biotin und die Vitamine B und E ist wichtig für ein gesundes Haarwachstum sowie eine intakte Hautfunktion. Pflanzliche Unterstützung für seidig glänzendes Fell findet man mit Schwarzkümmel, Leinsamen und Mariendistel.
futter für gesundes und glänzendes fell
5. Regelmäßiger Gesundheitscheck
Generell ist es enorm wichtig, die Gesundheit deines Pferdes gut im Blick zu behalten, denn ist ein Pferd krank, kommt es auch häufiger zu Fellveränderungen. Beobachte dein Pferd und lasse dich von deinem Tierarzt beraten, falls dir etwas anders vorkommt. Viele Erkrankungen lassen sich frühzeitig effektiv behandeln. Auch das Thema Entwurmung ist in diesem Zusammenhang ein Muss!