FAQ über Pferdesättel

Islandpferdesattel

1. Wie lange hält ein Sattel beim Pferd?

2. Wie teuer ist ein guter Reitsattel?

3. Wie reitet man am besten ohne Sattel?

4. Welcher Sattel ist für Pferde mit kurzem Rücken geeignet?

5. Welcher Sattel eignet sich für Pferde mit geradem Rücken?

6. Welcher Sattel ist für Pferde mit wenig Widerrist geeignet?

7. Welcher Sattel ist für Pferde mit viel Widerrist und / oder Senkrücken geeignet?

8. Passt ein baumloser Sattel auf jedes Pferd?

9. Welcher Sattel ist für ein Jungpferd geeignet?

10. Welcher Sattelbaum für welches Pferd?

1. Wie lange hält ein Sattel beim Pferd?

Wie lange ein Reitsattel tatsächlich hält, ist von mehreren Faktoren abhängig:

  • Lederqualität des Sattels
  • Häufigkeit und Intensität der Nutzung
  • Sattelpflege
  • Lagerung des Sattels

Ein hochwertiger Sattel kann dann selbst bei seltener Pflege bis zu Jahrzehnten halten, während ein Sattel mit minderer Qualität auch bei guter Pflege bereits frühzeitig erste Nutzungserscheinungen vorweist.

Leder ist an sich schon sehr strapazierfähig und das bei guter Pflege auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Denn die richtige Pflege hält das Leder geschmeidig und erzeugt auf der Oberfläche einen leichten Schutzfilm, an dem Wasser und Schmutz abperlen. Daher können Echtleder-Sättel bis zu 15 Jahre oder älter werden. Wie eine entsprechende Sattelpflege aussieht, liest du im Ratgeber Sattelpflege.

Kunstleder ist um einiges pflegeleichter als Echtleder. Nicht nur in der Pflege, sondern auch im Umgang: Kommt man beim Reiten in einen strömenden Regen und wird der Sattel nass, muss man sich nicht sofort Sorgen um ein mögliches Aufquellen oder Schimmeln machen. Dennoch können Kunstleder-Sättel unter Umständen weniger lange haltbar und belastbar sein als Sättel aus Echtleder. Verschleißerscheinungen kommen dann frühzeitiger zum Vorschein. Strapazierfähige Sättel aus Kunstleder sind zum Beispiel Sättel aus SYLKA Kunstleder, das sehr belastbar ist und auch für Reitstiefeletten und Reitstiefel gerne verwendet wird.

Auch wenn du dich bei intensiver Pflege darauf freuen kannst, einen Sattel über Jahre hinweg zu nutzen, solltest du regelmäßig die Passform durch einen Fachmann oder Sattler überprüfen lassen. Denn durch das Reitergewicht und muskuläre Veränderungen des Pferdes ist nach gewisser Zeit ein Aufpolstern der Sattelkissen notwendig – oder gar kein komplett neuer Sattel hermuss. Mehr zur Passform eines Sattels liest du im Ratgeber was beim Sattelkauf zu beachten ist.

2. Wie teuer ist ein guter Reitsattel?

Die Preisspanne von Reitsätteln fällt sehr weit aus, denn ein Sattel ist nicht gleich ein Sattel. Die Preise für Sättel sind stark an die Lederqualität, den Namen des Herstellers, Innovationen und Verzierungen wie Punzierungen gekoppelt.

Die Mehrzahl der Sättel bewegt sich preislich zwischen 500 und 3.500 €, Reitsättel aus Kunstleder können unter dieser Preisgrenze liegen, während maßgeschneiderte Sättel oder Sättel mit aufwendigen Verzierungen, innovativen Sattelbäumen etc. auch darüber liegen können.

Auch wenn beim Sattelkauf der Blick zuerst auf die Zahlen fällt, sollte die Passform für Pferd und Reiter im Vordergrund stehen. Was du beim Sattelkauf im Detail beachten musst, liest du im entsprechenden Ratgeber.

3. Wie reitet man am besten ohne Sattel?

Das Reiten ohne Sattel kann beim Erlangen eines losgelassenen Sitzes helfen. Der Reiter lernt leichter und schneller, die Bewegungen des Pferdes zu spüren und sein Gleichgewicht zu halten. Doch so traumhaft es für viele Reiter ist, auf diese Weise eins mit dem Pferd zu werden, drückt das Reitergewicht punktuell in den Pferderücken. Der Sattel, der sonst das Reitergewicht über eine größere Fläche verteilt und die Wirbelsäule des Pferdes freihält, fällt weg. Einen guten Kompromiss zwischen Reiten mit und ohne Sattel kann ein Reitpad darstellen. Es bietet dem Reiter eine weichere Unterlage und besseren Halt als ohne Sattel, gleichzeitig ist er aber immer noch in direkter Nähe zum Pferderücken. Für das Pferd bietet ein Reitpad ebenfalls mehr Komfort, da die Sitzbeinhöcker des Reiters nicht punktuell in die Rückenmuskeln drücken und, je nach Pad-Modell, auch der Wirbelkanal halbwegs freigehalten wird.

Das Reiten ohne Sattel oder das Reiten mit Reitpad sollte jedoch nicht die Dauerlösung sein, damit es nicht zu Druckstellen, Faszienverklebungen und Empfindlichkeiten seitens des Pferdes kommt. Auch solltest du bereits eine gewisse Grundbalance mitbringen, um es dem Pferd leichter zu machen, dich zu tragen. Auch das Pferd sollte eine gut ausgeprägte Rückenmuskulatur mit sich bringen, um das Reitergewicht besser tragen und verteilen zu können.

4. Welcher Sattel ist für Pferde mit kurzem Rücken geeignet?

Ein kurzer Pferderücken kann beim Sattelkauf eine echte Herausforderung darstellen. Vor allem Kleinpferde wie Isländer und schmale Pferderassen wie Araber haben wenig Sattellage, auf der der Sattel liegen kann. Nicht immer ist ein kleinerer Sattel die richtige Lösung, da dann auch die Sitzfläche für den Reiter zu klein wird. Bei gleichbleibender Sitzfläche können gewölbte Bananenkissen verwendet werden, die den Schwung des Sattels nachziehen. So wird verhindert, dass der Sattel über die 18. Rippe hinausragt.

Eine ausführlichere Erklärung zum Thema findest du im Sattelkauf-Ratgeber unter dem Abschnitt „Sattelkissen“.

5. Welcher Sattel eignet sich für Pferde mit geradem Rücken?

Bei einem geraden Rücken fällt der Rücken zwischen Widerrist und Darmbein nicht merklich ab. Viele Konfektionssättel haben dann einen zu starken Schwung, sodass der Sattel zu kippeln beginnt. Der Sattel hält den Wirbelkanal nicht ausreichend frei, wodurch das Reitergewicht unter Umständen auf die Wirbel drückt. Bei einem Pferd mit relativ geradem Rücken kann also eine Maßanfertigung die beste Lösung sein, bei welcher der Sattelbaum die Form des Pferderückens nachzieht. Es gibt aber auch ein paar Sattelmodelle, die wenig Schwung mitbringen. Hier hilft am besten die Beurteilung durch einen Fachmann.

6. Welcher Sattel ist für Pferde mit viel Widerrist und / oder Senkrücken geeignet?

Ein Pferd mit hohem Widerrist oder Senkrücken benötigt eine hohe Kammerweite und ein lang geschnittenes Kopfeisen. Das stabilisiert den Sattel. Das Kopfeisen muss nicht zwingend einen engen Winkel haben. Dieser Trugschluss kann zum Einklemmen der Schultermuskulatur führen und damit zu deren Atrophie. Um diese zu vermeiden bzw. das Hineinrutschen des Sattels in bereits vorhandene Muskelatrophien zu verhindern, muss der Sattel entsprechend aufgepolstert und geschnitten werden:

Idealerweise sind die Orte des Kopfeisens nach hinten gebogen, um dem Widerrist bzw. den Schulterblättern mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen und damit kein Druck auf die Nervenbahnen des Widerrists auszuüben. Allerdings sind Sättel mit gebogenen Kopfeisenorten aufwändiger in der Herstellung und damit fallen auch die Sattelpreise höher aus.

Weiterhin sollte der Sattel ausreichend gepolstert sein bzw. viel Kissenvolumen vorne aufweisen, damit der Sattler diese mit entsprechend viel Füllmaterial ausstopfen kann. Ist das Pferd hinter dem Schulterblatt eingefallen (atrophierter Trapezmuskel), können Keilkissen vorne hilfreich sein, um dem Sattel zu mehr Gleichgewicht zu verhelfen. Als Übergangslösung können Ausgleichspads oder polsterbare Korrekturpads unter den Sattel gelegt werden, um den Sattel vorne auf dieselbe Höhe des Schulterblatts zu heben und die Kuhle auszufüllen. Diese Anpassung sollte stets durch einen Fachmann geschehen und im Verlauf des Trainings durch diesen erneut überprüft und angepasst werden.

7. Welcher Sattel ist für Pferde mit wenig Widerrist geeignet?

Insbesondere Ponys haben oftmals zu wenig Widerrist, weshalb der Sattel leicht ins Rutschen gerät. Das Aufsteigen funktioniert dann nur mit einer Aufstiegshilfe und wenn ein Helfer auf der anderen Seite gegenhält. Der Sattel sollte auf jeden Fall zur Rumpfform des Pferdes passen. Viele Pferde mit wenig Widerrist sind breit gebaut, weshalb Sattelbaum und Kopfeisen ebenfalls weit geschnitten sein sollten. Ein Sattler sollte überprüfen, ob der Winkel des Kopfeisens parallel zur Schulter liegt. Um das selbst vorab zu prüfen, liest du in unserem Ratgeber Sattelkauf wie du das anstellst. Eine Anpassung der Sattelkissen vorne kann ebenfalls dazu beitragen, dass der Sattel stabiler liegt.

Weiterhin sollte ein anatomisch geformter Gurt oder Mondgurt verwendet werden, um ein Rutschen des Sattels in Richtung Schulter zu verhindern. Welcher Sattelgurt für welche Rumpfform passt, haben wir im Ratgeber über Sattelzubehör aufgelistet.

Die Sattelunterlage kann ebenso für mehr Halt des Sattels bei wenig Widerrist sorgen. Wähle hauptsächlich dünne, gesteppte Sattelunterlagen, die von sich aus bereits viel Stabilität mit sich bringen. Fellunterlagen, die nicht zu dick ausfallen, und Sattelunterlagen mit Antirutschoberfläche sind ebenfalls empfehlenswert.

8. Passt ein baumloser Sattel auf jedes Pferd?

Ein baumloser Sattel hat keinen festen Holz-, Kunststoff- oder Stahlbaum, dadurch ist er weitaus flexibler als herkömmliche Sättel. Gleichzeitig ist er weniger stabil und verteilt das Reitergewicht anders als ein Sattel mit Sattelbaum. Zu den baumlosen Sätteln können ebenso Sättel mit einem Lederbaum gezählt werden, allerdings bieten sie mehr Stabilität und eine bessere Druckverteilung als Sättel ohne Baum.

Grundsätzlich passt ein baumloser Sattel zu jedem Pferdetyp, vorausgesetzt, er wird korrekt angepasst. Man kann also nicht sagen, dass ein baumloser Sattel auf mehrere Pferde passt, denn wie herkömmliche Sättel muss er individuell auf das jeweilige Pferd abgestimmt werden. Daher und für mehr Stabilität wird ein baumloser Sattel ausnahmslos mit einer polsterbaren Schabracke geritten. Aufgrund seiner Flexibilität hat der Sattler mehr Möglichkeiten, den Sattel an das Pferd anzupassen. Dadurch bietet sich für das Pferd ein hohes Maß an Bewegungs- und Schulterfreiheit. Auch fällt die Gefahr von Muskelatrophien aufgrund beklemmender Ausrüstung geringer aus.

Infolge der teilweise mangelhaften Druckverteilung baumloser Sättel sind diese weniger gut für Pferde mit Senkrücken und an sich schwacher Rückenmuskulatur geeignet. Denn dann haben die Pferde keine Möglichkeit ihren Rücken aufzuwölben, da der Reiter direkt auf der Wirbelsäule sitzen kann. Dieser Sachverhalt muss jedoch von Sattelmodell zu Sattelmodell geprüft werden, da sich in deren Aufbau Unterschiede wiederfinden. Ob ein baumloser Sattel infrage kommt, muss ein Fachmann individuell für das jeweilige Pferd beurteilen. Hier unterscheidet sich die Wahl des richtigen Sattels für das Pferd nicht von der Vorgehensweise herkömmlicher Sättel.

9. Welcher Sattel ist für ein Jungpferd geeignet?

Wer ein Jungpferd anreitet, weiß, dass sich diese körperlich schnell verändern. Damit das Jungpferd einen stressfreien Start in seine Reitkarriere hat, darf es keine Beklemmungen aufgrund unpassender Ausrüstung haben. Je besser der Sattel dem Jungpferd passt, desto weniger stramm muss er gegurtet werden, desto weniger Stress hat das Pferd.

Für ein Jungpferd sollte demnach ein individuell und schnell anpassbarer Sattel gewählt werden. Es wäre unklug, mit Erwartung auf ein zunehmendes Körpervolumen des Pferdes einen breiten Sattel mit großer Kammerweite zu kaufen. Denn dann kann der Sattel die Widerristfreiheit nicht gewährleisten und wird auf diesem aufliegen. Um Schulter- und Widerristfreiheit und gleichzeitig eine schnelle Anpassung zu garantieren, sollte ein Sattel mit (stufenlos) verstellbarem Kopfeisen und leicht anpassbaren Sattelkissen gewählt werden.

Viele Jungpferdebesitzer entscheiden sich für einen baumlosen Sattel, der leichter auf schnelle körperliche Veränderungen des Pferdes eingehen und angepasst werden kann. Doch nicht jeder baumlose Sattel bietet ausreichend Stabilität, Druckverteilung und Freiheit des Wirbelkanals. Daher muss im Dialog mit einem Fachmann darüber entschieden werden, ob ein baumloser Sattel bzw. welches baumlose Sattelmodell für das Jungpferd infrage kommt.

Das Probereiten ist bei der Sattelanpassung eines Jungpferdes absolute Pflicht!

Der Preis spielt beim Sattelkauf für ein Jungpferd selbstverständlich ebenfalls eine tragende Rolle. Selbst wenn man sich für einen leicht anpassbaren Sattel entscheidet, kann es passieren, dass das Pferd nach einigen Monaten aus diesem herauswächst. Um nicht zu tief in die Geldbörse greifen zu müssen, können hier Gebrauchtsättel mit den oben genannten Kaufkriterien in Erwägung gezogen werden.

10. Welcher Sattelbaum passt welchem Pferd?

Der Sattelbaum als das Kernstück des Sattels gibt seine Grundform vor und sollte entsprechend auf die Rücken- und Rumpfform des Pferdes passen. Neben Schwung und Taillierung des Sattelbaums spielt auch sein Material eine wesentliche Rolle.

Welcher Sattelbaum welchem Pferd passt ist vom Schwung- und Gangvermögen des Pferdes abhängig, aber auch davon, wie stark sich das Pferd verändern wird: Handelt es sich um ein Jungpferd in der Wachstumsphase oder um ein ausgewachsenes Reitpferd?

Je nach Hersteller können die Kopfeisen, die am Sattelbaum befestigt sind, in ihrer Weite verändert werden, um bei einem Wachstum der Schultermuskulatur mitzugehen. V-förmige Kopfeisen eignen sich eher für schmale Pferde mit hohem Widerrist, während U-förmige Kopfeisen Pferden mit flachem Widerrist und breitem Rumpf dienlich sind.

Bezüglich des Materials unterscheidet man zwischen Holz-, Stahlfeder- und Kunststoffbäumen, die sich wiederum in ihrer Beweglichkeit unterschiedlich verhalten. Während Holzbäume starr sind und nicht auf einen schwingenden Rücken eingehen können, bieten Stahlfeder- und Kunststoffbäume mehr Flexibilität. Holzbäume werden daher häufig für Westernpferde genutzt, die weniger Schwung mitbringen als ein Dressurpferd. Kunststoffbäume gibt es in unterschiedlichen Härtegraden, deren Kopfeisen sich zudem leichter anpassen lassen als bei Stahlfederbäumen.

Eine ausführliche Erklärung zu Kopfeisen und Sattelbaum findest du im Ratgeber zum Sattelkauf.

Schließlich muss man noch auf die Taillierung des Sattelbaums achtgeben, damit die Wirbelsäule des Pferdes nicht gequetscht wird. Es gibt Sattelbäume, die nach hinten schmaler werden. Das könnte aber bei Pferden mit hervorstehender Wirbelsäule zum Anecken der Wirbel an die Sattelkissen führen. Bei den meisten Baummodellen verläuft der Wirbelkanal allerdings gerade, damit das Pferd auch in der Biegung eine freie Wirbelsäule hat. Wie breit der Wirbelkanal sein soll, liest du im entsprechenden Abschnitt.

Mittlerweile gibt es auch innovative Sattelbäume, die in der Mitte geteilt sind, damit Gewichtshilfen besonders direkt gegeben werden können und das Pferd sich in Wendungen sehr gut biegen lassen kann. Wie bei allen Punkten empfehlen wir, verschiedene Modelle unter einem fachkundigen Auge auszuprobieren.